Montag bis Freitag von 08:00 bis 15:00 Uhr
Norm-Entwurf [ZURÜCKGEZOGEN]
Produktinformationen auf dieser Seite:
Schnelle Zustellung per Download oder Versand
Jederzeit verschlüsselte Datenübertragung
Die großen Hochwasserschadensereignisse der vergangenen Jahre, zum Beispiel 1997 an der Oder, 2002 an der Elbe und 2005 in Süddeutschland, haben die Notwendigkeit eines ausreichenden technischen Hochwasserschutzes erneut vor Augen geführt. Andererseits sind auch die Sicherheitsbedürfnisse und die Hochwasserabflüsse angestiegen. Heute bereits absehbare Veränderungen des Wasserkreislaufes sollten künftig in eine ganzheitliche Betrachtung einbezogen werden.
Die Schutzmaßnahmen werden dabei immer differenzierter und vielfältiger: Neben Deichen, den traditionellen Hochwasserschutzanlagen entlang von Fließgewässern, wurden insbesondere in Ortsbereichen Hochwasserschutzwände und in jüngster Zeit auch planmäßige mobile Hochwasserschutzelemente errichtet. Insgesamt entwickelt sich, gemeinsam mit Rückhalteräumen in Form von gesteuerten und ungesteuerten Flutungspoldern, ein umfassendes System von Hochwasserschutzanlagen in den Abflussflächen der Gewässer.
Seit der erstmaligen Veröffentlichung einer Norm für Flussdeiche im Jahr 1997 lag es nunmehr nahe, den Inhalt dieser Norm auf einen Aktualisierungsbedarf hin zu überprüfen. Mit Abschluss der Überarbeitung der DIN 1054 sind grundlegende Vorgaben eingeführt worden, die sich auch in dem vorliegenden Norm-Entwurf widerspiegeln müssen, weshalb eine Überarbeitung als dringlich angesehen wurde. Im Fachausschuss "Talsperren und Flusssperren" der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) wurde das Merkblatt DVWK 210(1986) "Flussdeiche" grundlegend überarbeitet und wird im Jahr 2011 unter dem Titel "Deiche an Fließgewässern" als DWA-M 507 neu herausgegeben. Diese Überarbeitung war in dem vorliegenden Norm-Entwurf in gleicher Weise wie das im Dezember 2005 vom Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau/BWK) e. V. herausgegebene Merkblatt 6 "Mobile Hochwasserschutzsysteme" zu berücksichtigen.
Im Hinblick auf eine wünschenswerte Vereinheitlichung der Sicherheitsstandards innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes wurde während der Normungsarbeiten der Stand der Regelungen zum Hochwasserschutz in Europa und darüber hinaus zusammengetragen und berücksichtigt. Die bisherige Beschränkung auf Flussdeiche wurde dabei zugunsten einer Betrachtung des Hochwasserschutzes auch auf Hochwasserschutzwände und den planmäßigen mobilen Hochwasserschutz ausgeweitet. Diese Überarbeitung stellt den aktuellen Stand der Technik auf dem Gebiet des Hochwasserschutzes unter fortgesetzter Berücksichtigung landschaftspflegerischer und ökologischer Gesichtspunkte dar.
Der Norm-Entwurf gilt für den Neubau, die Sanierung, Unterhaltung, Überwachung und Verteidigung von Hochwasserschutzanlagen an Fließgewässern, die als linienförmige Schutzbauwerke entlang der Gewässer (auch Flutungspolder begrenzende Schutzanlagen) zu verstehen sind. Der Entwurf legt unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse und praktischer Erfahrungen Anforderungen an die technische Schutzanlage selbst, das Vor- und Hinterland sowie den Untergrund fest.
Im Einzelnen wird auf Begrifflichkeiten, wasserwirtschaftliche und ökologische Aspekte eingegangen, bevor Ausführungen zu Planungsgrundsätzen und hydrologischen und hydraulischen Bemessungsgrundlagen folgen. Daran schließen sich detaillierte Anforderungen an Deiche, Hochwasserschutzwände und mobile Hochwasserschutzsysteme an. Geotechnische und geohydraulische Untersuchungen sind für die Definition von Einwirkungen, Beanspruchungen und Bemessungssituationen für die Nachweise der Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Erosionssicherheit notwendig. Eher praxisorientierter Natur sind die Festlegungen zu Baustoffen. Baudurchführung und Qualitätssicherung. In den meisten Fällen sind bauliche Anlagen im Bereich der Hochwasserschutzanlagen, unter anderem Wasserbauwerke, Deichscharten, -tore und -überfahrten, Gebäude, Mauern, Brücken, Leitungen, Brunnen, Abgrabungen, nicht zu umgehen. Zur Sicherstellung eines ausreichenden Hochwasserschutzes werden Festlegungen sowohl zu Baumaßnahmen an bestehenden Hochwasserschutzanlagen als auch zu Betrieb, Unterhaltung und Maßnahmen im Hochwasserfall getroffen. Sämtliche in diesem Entwurf enthaltenen Grundsätze sind entsprechend der Differenziertheit der örtlichen Gegebenheiten (Standort, Untergrund, Besonderheiten) und dem im Allgemeinen großen Schadenspotenzials in den zu schützenden Polderräumen anzupassen oder zu ergänzen.
Bei einem Einstau ist der Wasserstand vor der Hochwasserschutzanlage im Allgemeinen höher als die Geländehöhe am landseitigen Fuß der Anlage im Hinterland. Eine Besonderheit stellen Hochwasserschutzanlagen in Bergsenkungsgebieten oder bei anderen topographischen und geologischen Gegebenheiten dar, wenn eine Schutzanlage (zum Beispiel wegen eingetretener Bergsenkungen) bereits bei Mittelwasser zeitweilig oder ständig eingestaut ist. Hierfür gelten die Angaben dieses Norm-Entwurfs und, soweit zutreffend, DIN 19700-13.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Norm-Entwurf nicht für Dämme von Stauanlagen nach Reihe DIN 19700, Seedeiche und Flussdeiche in Tidegebieten und ausschließlich strömungs- und geschiebelenkende Leitbauwerke an und in Gewässern sowie notfallmäßige mobile Hochwasserschutzsysteme im Sinne von technischen Hilfsmitteln für den Katastrophenschutz gilt. Ebenso nicht Gegenstand dieses Entwurfs sind Festlegungen zu den geforderten Tragfähigkeitsnachweisen, die in den entsprechenden bau- und geotechnischen Normen enthalten sind.
Mit dem Ziel der Schaffung einheitlicher Grundlagen und Prinzipien für Neubau, Sanierung, Unterhaltung, Überwachung und Verteidigung von Hochwasserschutzanlagen an Fließgewässern wurde im Herbst 2005 der Arbeitsausschuss NA 119-02-08 AA "Flussdeiche" reaktiviert. Die Zusammensetzung des Arbeitsausschusses erfolgte interdisziplinär unter Berücksichtigung flussgebietsspezifischer Bedingungen und örtlicher unterschiedlicher praktischer Erfahrungen sowie des vorhandenen Fachwissens aus ganz Deutschland.
Die Bearbeitung dieses Projektes wird aus Mitteln des Länderfinanzierungsprogrammes "Wasser, Boden und Abfall" gefördert.
Dokument wurde ersetzt durch DIN 19712:2013-01 .
Gegenüber DIN 19712:1997-11 wurden folgende Änderungen vorgenommen: a) Änderung des Titels; b) Einarbeitung DIN EN 1997-1, NAD und DIN 1054; c) Berücksichtigung der Reihe DIN 19700; d) erstmalige Berücksichtigung von Hochwasserschutzwänden; e) erstmalige Berücksichtigung von planmäßigen mobilen Hochwasserschutzeinrichtungen.