Sie fahren selbstständig durch Lagerhallen, bringen Material zur Montage, weichen Hindernissen aus und warten geduldig auf das nächste Kommando – Fahrerlose Transportsysteme (FTS) sind mehr als visionäre Helfer. In einer Welt der Just-in-time-Logistik, des Fachkräftemangels und der digitalen Transformation übernehmen sie, buchstäblich, tragende Rollen. Je mehr sich ihre Technologie entwickelt, desto dringlicher wird eine andere Frage: Wie plant man FTS ganzheitlich, verlässlich – und normgerecht?
Die Richtlinienreihe VDI 2710 liefert Entscheidungsgrundlagen und Empfehlungen für alle Phasen eines FTS-Projekts. Dies beinhaltet u. a. die Bedarfsermittlung, die Systemauswahl und Inbetriebnahme. Der Fokus liegt auf Interdisziplinarität, Wirtschaftlichkeit und technischer Anschlussfähigkeit – genau dort herrscht in der Praxis oft Unsicherheit.
Die Einführung eines Fahrerlosen Transportsystems ist kein Plug-and-play-Projekt. Es ist eine komplexe, technische und strategische Unternehmung, die Struktur und Regeln braucht. Die VDI 2710 hilft Unternehmen, autonome Transportsysteme einzuführen sowie nachhaltig und effizient zu betreiben. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie dies gut gelingen kann.
Das Werk Ludwigsfelde, das südlich von Berlin liegt, gilt seit Jahrzehnten als Kompetenzzentrum für leichte Nutzfahrzeuge. Im Rahmen einer umfassenden Neustrukturierung der internen Logistik wurde dort ein fahrerloses Transportsystem eingeführt. Dieses System setzt auf autonome Routenzüge und Einzeltransporter. Es ist zuständig für die punktgenaue Versorgung der Montagelinien mit Material.
Besonders herausfordernd war dabei die Integration in bestehende Gebäude und Prozesse. Statt neu zu planen, mussten Altbestand und modernes System zu einem funktionalen Ganzen verschmelzen. Das Vorgehen folgt in wesentlichen Teilen dem in der VDI 2710 empfohlenen Ablaufmodell: von der Bedarfsanalyse über die Sicherheitsprüfung bis hin zur Systeminbetriebnahme und Betriebsplanung. Die Übergabepunkte, Ladezonen und Kommunikationsschnittstellen wurden nach klar definierten Prozessphasen aufgebaut und dokumentiert.
Das Resultat: Ein automatisierter Materialfluss, der sich nicht nur stabil im Serienbetrieb bewährt, sondern sich auch modular weiterentwickeln lässt – ein praktisches Beispiel für skalierbare Planung und durchdachte Systemintegration eines FTS.
Der Sensorikhersteller SICK zählt zu den Pionieren der vernetzten Intralogistik. Am Stammsitz in Waldkirch kommen verschiedene FTS-Typen zum Einsatz – vom autonomen Roboter bis zum automatisierten Gabelstapler. Die Systeme bewegen sich in einer hochflexiblen, sich ständig wandelnden Umgebung – ein ideales Testfeld für skalierbare Automatisierung.
Schon in der frühen Projektphase wurde ein interdisziplinäres Planungsteam eingesetzt. Dieses Team erfasste systematisch die funktionalen Anforderungen, die räumlichen Gegebenheiten und die erwartbaren Betriebszustände. Auch hier folgte das Vorgehen der Methodik, wie sie sich in der VDI 2710 findet: Lastenhefterstellung, Risikobewertung, Lebenszyklusbetrachtung, Validierung.
Das Resultat ist ein hochgradig flexibles, zugleich standardisiertes System, das bei saisonalen Auftragsspitzen ebenso souverän funktioniert wie im Routinebetrieb.
Dort, wo sich Ozeanriesen entladen und täglich tausende Container ihren Weg ins Landesinnere finden, herrscht Präzision im XXL-Format. Das Containerterminal Altenwerder (CTA) in Hamburg ist ein Paradebeispiel für das, was automatisierte Logistik mit FTS heute leisten kann: Über 100 fahrerlose Fahrzeuge pendeln Tag und Nacht zwischen Kränen, Lagerflächen und Verladepunkten – millimetergenau, emissionsfrei und lückenlos getaktet.
Die Einführung dieser autonomen Flotte war mehr als ein Technologie-Upgrade – sie war ein umfassendes Transformationsprojekt. Entsprechend geplant wurde sie angegangen: vom Abgleich operativer Szenarien über die Stakeholder-Integration bis zum permanenten Monitoring im laufenden Betrieb.
Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist das Containerterminal zukunftsweisend: Die FTS werden mit Ökostrom geladen und fahren auf Wegen, die nicht nur logistisch, sondern auch energetisch optimiert wurden. So entsteht eine Logistikinfrastruktur, die ebenso funktional wie nachhaltig ist.
Diese drei Projekte sind Beispiele gelungener traditioneller FTS. Unsere Welt entwickelt sich permanent weiter; ein beispiellos globales Handelsnetz macht Mobilität zur obersten Priorität. Fahrerlose Transportsysteme rüsten mit. Sie erweitern ihre Leistungsfähigkeit sowohl quantitativ als auch qualitativ.
Der Trend bewegt sich vom projektierten Gesamtsystem hin zu flexiblen, schnell integrierbaren Einzellösungen. Moderne Varianten, wie Autonome Mobile Roboter (AMR), Mobile Manipulatoren oder Industrial Mobile Robots (IMR), übernehmen heute Transport-, Handhabungs- und Reinigungsaufgaben. Diese Aufgaben werden oft ohne komplexe Vorplanung und ohne zentrale Leitsteuerung durchgeführt.
Beispiele für solche Lösungen sind der MiR250, ein Gerät, das kompakte Transportaufgaben ohne feste Infrastruktur übernimmt. Auch der RB-KAIROS+ ist hervorzuheben, da er als mobiler Manipulator Pick-and-Place-Prozesse flexibel unterstützt. Der KUKA KMR iiwa wiederum führt Montage und Qualitätskontrolle autonom durch. Diese Beispiele zeigen, wie Mobilität, Sensorik und Intelligenz verschmelzen. Geräte können Aufgaben erkennen, sich koordinieren und selbstständig handeln, auch in dynamischen Umgebungen.
Die VDI 2710 trägt diesem Wandel Rechnung. Sie schafft einen Orientierungsrahmen für neue Formen von Autonomie, Schnittstellenvielfalt und modulare Integration. Dadurch wird der Weg für eine Intralogistik geebnet, die beweglicher ist als je zuvor.
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